Film des Monats: Mai 2011
Die zwölfjährige Chanda wächst in einer geordneten, einigermaßen wohlhabenden christlichen Township in der südafrikanischen Provinz auf. Das Mädchen ist gut in der Schule und hätte eine Perspektive. Doch sie ist weitgehend auf sich gestellt. Gerade ist ihre einjährige Schwester Sara gestorben, an der Grippe, heißt es. Chandas geliebte Mutter Lilian steht unter Schock, und der labile, arbeitslose Stiefvater macht sich aus dem Staub. So kümmert Chanda sich um Saras Beerdigung und übernimmt die Verantwortung für die anderen, jüngeren Geschwister. Dann wird Lilian schwer krank – und plötzlich sieht sich die Familie isoliert, sogar stigmatisiert. Die Menschen in der Gemeinde ziehen sich zurück, eine Tante behauptet, Lilian sei am Tod ihrer kleinen Tochter schuld, die gutsituierte Nachbarin Mrs. Tafa macht dunkle Andeutungen. Chanda begreift, dass ihre Mutter nicht unter einer, sondern unter DER Krankheit leidet: Aids. Das Mädchen beginnt, um Lilians Leben zu kämpfen.
„Chanda’s Secrets“ heißt der Roman von Allan Stratton, der dem Film zugrunde liegt. Aber es sind tatsächlich gar nicht Chandas Geheimnisse, um die es hier geht. Aids war in Südafrika bis vor wenigen Jahren ein Tabu-Thema: Obwohl die HIV-Infektionsrate des Landes mit dreißig Prozent so hoch war wie nirgends sonst, betrieb die Regierung unter dem Präsidenten Thabo Mbeki eine Politik der Leugnung und Desinformation. Das Ergebnis: 800 000 Aids-Waise, die ohne staatliche Unterstützung leben. Ihnen hat der in Südafrika aufgewachsene Regisseur Oliver Schmitz einen Film gewidmet, der den gesellschaftlichen „Krankheitsbefund“ in eine starke, individuelle Geschichte übersetzt. In einfachen, aber ungeheuer vitalen Bildern, auf dramatisch „undramatische“ Weise beschreibt „Geliebtes Leben“, wie tödlich Vorurteile und Bigotterie wirken können, wie sie eine Gemeinschaft zersetzen. Auf den Spuren seiner liebevollen jugendlichen Heldin macht der Film aber auch erfahrbar, wie ein Akt der Notwehr zu einer neuen Form von Freiheit führt.
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