Film des Monats: Juli 2004
Die junge Noqreh lebt im zerstörten Kabul nach der Vertreibung der Taliban. Der religiös konservative Vater verlangt von ihr, dass sie weiterhin die Koranschule besucht. Doch Noqreh stiehlt sich davon, um am Unterricht in der wiedereröffneten Mädchenschule teilzunehmen. Hier muss sie sich nicht mit der Burka verschleiern und kann weiße Pumps tragen. Die politischen Debatten in der Schule wecken in ihr den Wunsch, Präsidentin Afghanistans zu werden. Ein junger Dichter, den sie kennenlernt, bestärkt sie darin. Der Alltag lässt jedoch wenig Raum für solche Träume. Außer zwei Hühnern, der Kutsche und dem Pferd des Vaters besitzt die Familie nichts. Das Baby ihrer Schwägerin ist unterernährt und krank. Auf der ständigen Suche nach Nahrung und Wasser und ohne Wohnung kommen sie einmal in einem Flugzeugwrack und dann in den Ruinen eines verlassenen Regierungspalastes unter. Nachdem der Vater vom Tod seines Sohnes erfährt, entschließt er sich, mit der Familie die Stadt zu verlassen. Auf dem Weg durch die Wüste stirbt das Baby und Noqreh zieht mit Vater und Schwägerin weiter, ohne zu wissen wohin.
In Form einer Parabel beschreibt der Film die Übergangssituation Afghanistans nach der Herrschaft der Taliban. Besonders für Frauen eröffnen sich neue Möglichkeiten der Selbstbestimmung und des Lernens. Die Gestalt des Vaters repräsentiert die traditionelle, religiös geprägte Gesellschaft, während Noqreh einen Aufbruch verkörpert, der aus der religiösen Unterdrückung, der politischen Zerrissenheit des Landes und dem sozialen Elend herausführen könnte. Noch scheint es kaum einen Ausweg zu geben. Aber in der Poesie der Bilder und der Sprache hat Noqreh bereits einen Ausdruck gefunden, der ihrem Anspruch auf Würde Gestalt und ihren Träumen Flügel verleiht. Der Filmtitel stammt aus einem Gedicht Lorcas, das Noqreh sich angeeignet hat: Er hält die Spannung jenes Moments fest, in dem die Zukunft auf dem Spiel steht.
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