Film des Monats: April 2024
Filmstunde_23 (Preisträger „Lila Bembel“ 2024)
Regie: Edgar Reitz, Jörg Adolph
Drehbuch: Edgar Reitz, Jörg Adolph
Deutschland 2024
Die Jury der Evangelischen Filmarbeit zeichnet seit 1951 monatlich einen aktuellen Kinofilm als Film des Monats aus. Beim 17. LICHTER Filmfest Frankfurt International (16.-21. April 2024) hat die Jury zum zweiten Mal einen Sonderpreis vergeben: Der „Lila Bembel“ war mit 500 Euro dotiert und wurde vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) bereitgestellt. Gesichtet wurden Langfilme der Sektionen „Internationales Filmprogramm“ und „Zukunft deutscher Film“. Die Jury prämierte beim 17. LICHTER Filmfest Frankfurt International den Dokumentarfilm Filmstunde_23:
Filmstunde_23 reflektiert die Bedeutung der Kunstform Film in seiner persönlichen als auch gesellschaftlichen Wirkung.
Selten gelingt es einem Film, der in eine Zeit eintaucht, als Amateurfilme noch mit der Super-8- Kamera auf Celluloid gedreht wurden, soviel Faszination zu wecken für die Praxis des Filmemachens in ihrer die ästhetische Urteilskraft schärfenden und soziale Bindungskraft erzeugenden Wirkung. Filmemacher Edgar Reitz unterrichtete Film im Jahr 1968 in einer Mädchenklasse eines Münchner Gymnasiums und dokumentierte diesen Prozess und die Freude der Schülerinnen beim Filmemachen. Reitz und Jörg Adolph montieren in Filmstunde_23 Archivmaterial von damals mit heutigen Aufnahmen, in denen die ehemaligen Schülerinnen erzählen, wie das Projekt sie sowohl emotional als auch mit der gelernten Expertise bis heute prägt. Der Unterricht förderte die Selbstständigkeit der damals etwa dreizehnjährigen Mädchen, ihre Fähigkeit, sich mit anderen Perspektiven zu beschäftigen, gemeinschaftlich zu einem Ergebnis zu kommen und darüber hinaus eine kritische Auseinandersetzung mit Bildsprache und Filmästhetik.
Mit seinem Projekt wollte Edgar Reitz die gesellschaftliche und kulturelle Relevanz sichtbar machen, Film als Unterrichtsfach im schulischen Kanon zu integrieren. Mit seinem bildungspolitischen Anliegen ist er damals gescheitert. Auch 2024 ist Film kein verbindliches Schulfach. Die große Leidenschaft fürs Kino vom großen Autorenfilmer Edgar Reitz springt auf die Zuschauer über, ganz im Sinne seines Vorbilds Béla Balázs, Film sei die wichtigste Revolution der menschlichen Bildung. Reitz hatte schon damals eine klare Botschaft und eine politische Zielsetzung.
Als Download (PDF):
Film-Credits
Deutschland 2024
Produzent:
Ingo Fliess
Regie:
Edgar Reitz, Jörg Adolph
Drehbuch:
Edgar Reitz, Jörg Adolph
Kamera:
Mathias Reitz Zausinger, Markus Schindler, Daniel Schönauer, Thomas Mauch (1968), Dedo Weigert (1968)
Schnitt:
Anja Pohl, Jörg Adolph, Felicitas Sonvilla
Verleih: