Film des Monats: November 2009
Die junge Fausta singt, wovon sie nicht sprechen kann. Ihre Mutter wurde während des peruanischen Bürgerkriegs in den 80er Jahren vergewaltigt, als sie mit Fausta schwanger war. Dieses Trauma überträgt sich nach dem Volksglauben mit der Muttermilch auf die Tochter. Fausta hat sich völlig in sich zurückgezogen, geht nicht allein auf die Straße, zu sich selbst findet sie nur, wenn sie mit selbst komponierten Liedern gegen ihre Angst ansingt. Um sich gegen männliche Bedrohung zu schützen, hat sie sich eine Kartoffel in den Unterleib eingeführt, die ihr zunehmende Schmerzen bereitet. Als die Mutter stirbt, nimmt Fausta eine Stelle bei der Pianistin Aida an, um die Beerdigung zu finanzieren, und knüpft dort eine zurückhaltende Freundschaft mit dem Gärtner Noé. Die Pianistin eignet sich Faustas Melodien an und feiert damit Erfolge. Die als Lohn versprochenen Perlen aber verweigert sie ihr. Also kehrt Fausta eines Nachts in das Anwesen zurück, um das ihr Zustehende einzufordern.
Claudia Llosas zweiter Spielfilm – der als erster peruanischer Film auf einer Berlinale gleich den Goldenen Bären gewann – gibt sich auf der einen Seite mit langen Einstellungen und langsamen Kamerafahrten minimalistisch und dokumentarisch. Auf der anderen Seite nähert er sich durch ein komplexes Geflecht aus indianischen Mythen, Symbolen und Riten dem Trauma seiner Protagonistin. Während die Geschehnisse im Haus der Mutter das karge, aber farbenfrohe Leben der Indios spiegeln, erscheint das gruftähnliche Anwesen der Pianistin wie ein Spiegel von Faustas Seelenlandschaft. Das hohe Hoftor gibt – wie ein sich öffnender Kinovorhang – Blicke in das turbulente städtische Leben preis. „Eine Perle Ewigkeit“ ist ein ästhetisch eigenwilliger Beitrag zur Aufarbeitung peruanischer Geschichte, der den Leiden der indigenen Bevölkerung, vor allem der Frauen, gedenkt. Das verhalten optimistische Ende lässt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufkommen.
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