Film des Monats: November 1997
Ihr ganzes Leben haben die Brüder Moe und Far, beide weit jenseits der Siebzig, miteinander verbracht. Ihr kleines Haus steht verloren irgendwo in einer norwegischen Landschaft. Nur das alte Radio, ein Telefon, die junge Cylindia, die ab und zu zum Putzen kommt, und der Lebensmittellieferant stellen eine Verbindung nach außen her. Moe und Far haben ihr Leben nach lange eingeübten Ritualen ausgerichtet: Das Einschalten des Radios am Morgen, der tägliche Disput an der Klotür, Kartenspiel, Kreuzworträtsel und andere wiederkehrende Tätigkeiten strukturieren den Alltag der Brüder. Wie bei einem alten Ehepaar beherrscht ein gegenseitiger Respekt das Zusammenleben, gepaart mit einem gewissen Maß an Ungeduld den Marotten des anderen gegenüber. Doch die Balance zwischen dem wohlorganisierten Far und dem verschmitzten Moe gerät ins Wanken, als Konrad, Fars Sohn, in die Idylle eindringt. Konrad, der in einem Rollstuhl sitzt und lange Zeit nur einige Tierlaute von sich gibt, ist das `Ergebnis` eines Ausflugs, der Far vor fast dreißig Jahren einmal nach Schweden führte...Eggs, auf den ersten Blick ein handlungsarmer Film, hält mit langen, statischen Kameraeinstellungen aus wechselnden Perspektiven die knappen Dialoge und Gesten der beiden fest. Die Symmetrie dieser Beziehung strukturiert Bent Hamers Kinoerstling auch ästhetisch. Fast spiegelbildlich sind die alltäglichen Verrichtungen der beiden Alten choreographiert, wenn sie einander am Tisch gegenübersitzen, nebeneinander im Bett liegen oder vom Sofa aus der putzenden Cylindia bei der Arbeit zusehen. Und zunehmend gerät dieses Gleichgewicht ins Wanken, wenn der geheimnisvolle Konrad, dessen Monstrosität bisweilen überzogen wirkt, sich zwischen die Brüder drängt. Kammerspielartig protokolliert Hamers Film die Faszination einer eingespielten Geschichte zweier Brüder mit all ihren Skurrilitäten. EGGS erinnert an die zerbrechlichen, aber auch absurden Beziehungsmuster, in denen Menschen ihr Leben gestalten.
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