Film des Monats: Januar 2020

Die Wütenden – Les Misérables (Les Misérables)
Regie: Ladj Ly
Drehbuch: Ladj Ly, Giordano Gederlini, Alexis Manenti
Frankreich 2019

Wenn beim WM-Sieg alle Franzosen vor Freude jubeln und die Trikolore schwenken, darf das nicht über die immensen sozialen Spannungen im Land hinwegtäuschen.  „Die Wütenden“ nimmt den Zuschauer mit nach Montfermeil, einem tristen Vorort von Paris, der von Einwanderern aus unterschiedlichen Ländern geprägt ist. Ohne Schwarz-weiß-Zeichnung zeigt der Film den Alltag von Jugendlichen in einem Plattenbauviertel, das nach eigenen Gesetzen funktioniert. Wer hier aufgewachsen ist, weiß um die internen Machtverhältnisse. Da ist Salah, die moralische Instanz der Muslime im Viertel. Er betreibt einen Dönerladen, der zur Anlaufstelle für Probleme aller Art wird.  Ein selbsternannter Bürgermeister versucht mit korrupter Allmacht die vielfältigen Interessen im Viertel auszugleichen, um gewalttätige Konflikte zu minimieren. Zu diesem austarierten Gewaltmobile gehört auch die Polizei. Das Team wird geleitet von Chris, einem rassistischen und gewaltbereiten Cop, der nach der Devise handelt: „Das Gesetz bin ich“. Dazu kommen der im Viertel aufgewachsene Gwada und Stéphane, der Neue. Letzterer gleicht einem Fremdkörper. Er versucht, seinen gesetzesgemäßen Verhaltensmustern treu zu bleiben. Als ein Löwenbaby von der Jugendgang aus dem Zirkus gestohlen wird und die überforderten Polizisten auf den Anführer der Bande schließen, droht das fragile Machtgleichgewicht zu zerbrechen.

Der Film vermeidet es, parteiisch zu werden. Die übergriffige Gewalt der Polizei wird mit maßloser Gewalt der Jugendlichen beantwortet. Dieser Film deckt die Wirklichkeit der Vorstädte von Paris auf, die sich fundamental vom Stadtzentrum unterscheiden. Wie Stéphane, der von außen kommende Polizist, schnell Teil des Problems wird, das keine Unterscheidung zwischen Opfer und Tätern mehr zulässt. Es ist jener Stadtteil, in dem Victor Hugo 1862 seinen Roman Les Misérables geschrieben hat. Viel scheint sich seit jener Zeit nicht verändert zu haben. Oder doch? Regisseur Ladj Ly stammt selbst aus diesem Viertel und schafft es, durch seine künstlerische Arbeit die Gesetzmäßigkeiten der Pariser Banlieues zu durchbrechen. Sein Film wurde auf dem Festival de Cannes 2019 mit dem „Preis der Jury“ ausgezeichnet und geht für Frankreich ins Rennen um den Oscar.

Als Download (PDF):
Webtrailer
Film-Credits
Frankreich 2019
Produzent:
Toufik Ayadi, Christophe Barral
Regie:
Ladj Ly
Drehbuch:
Ladj Ly, Giordano Gederlini, Alexis Manenti
Kamera:
Julien Poupard
Schnitt:
Flora Volpière
Darsteller:
Damien Bonnard, Alexis Manenti, Djibril Zonga
Verleih:
Wild Bunch Germany GmbH
Holzstraße 30, 80469 München, Tel.: +49 89 444 55 66 44, Fax: +49 89 444 55 66 59, office@wildbunch-germany.de, http://www.wildbunch-germany.de/
Preise:
Black Reel Awards 2020 Nominierung als Bester internationaler Film Nominierung für das Beste Drehbuch (Ladj Ly, Giordano Gederlini und Alexis Manenti)[20] Critics’ Choice Movie Awards 2020 Nominierung als Bester fremdsprachiger Film[21] Durban International Film Festival 2019 Auszeichnung als Bester Spielfilm (Ladj Ly) Auszeichnung für das Beste Drehbuch (Ladj Ly)[22] Europäischer Filmpreis 2019 Nominierung als Bester europäischer Film Nominierung für das Beste Drehbuch (Ladj Ly, Giordano Gederlini und Alexis Manenti) Auszeichnung als Europäische Entdeckung für den Prix FIPRESCI (Ladj Ly)[23] European Film Festival Palić 2019 Auszeichnung als Bester Film mit dem Golden Tower (Ladj Ly) Auszeichnung mit dem FIPRESCI-Preis als Bester Film (Ladj Ly)[24] Festival des amerikanischen Films 2019 Auszeichnung mit dem Michel d'Ornano Award (Ladj Ly) Golden Globe Awards 2020 Nominierung als Bester fremdsprachiger Film (Ladj Ly) Independent Spirit Awards 2020 Nominierung als Bester internationaler Film (Ladj Ly)[25] Internationale Filmfestspiele von Cannes 2019 Nominierung für die Goldene Palme (Ladj Ly) Nominierung für die Goldene Kamera (Ladj Ly) Auszeichnung mit dem Preis der Jury Auszeichnung mit dem Prix de la citoyenneté attribué[26][27] Jerusalem Film Festival 2019 Nominierung für den Gabriel Sherover Foundation Award – Best International Film (Ladj Ly) Auszeichnung als Bester Internationaler Film mit dem Jerusalem Foundation Award (Ladj Ly)[28][29] Prix Lumières 2020 Nominierung als Bester Film (Ladj Ly) Nominierung für die Beste Regie (Ladj Ly) Nominierung für das Beste Drehbuch (Ladj Ly, Giordano Gederlini und Alexis Manenti) Nominierung für die Beste Kamera (Julien Poupard) Nominierung als Révélation masculine (Alexis Manenti) Nominierung als Révélation masculine (Issa Perica) Nominierung als Bester Debütfilm (Ladj Ly)[30] Satellite Awards 2019 Nominierung als Bester fremdsprachiger Film[31]
FSK:
ab 16 Jahren freigegeben
Kinostart:
23.1.2020