Film des Monats: August 1998
Suchend fährt ein Mann mittleren Alters mit seinem Auto durch die Teheraner Vorstadt und hält an, um Passanten anzusprechen. Hat er Arbeit anzubieten, ist sein Angebot als sexuelle Anmache zu verstehen? Einem jungen Soldaten, den er auf seiner Fahrt in die ausgedörrte Hügellandschaft am Rande der Stadt mitnimmt, offenbart Herr Badii seinen Wunsch: Er sucht einen Totengräber, der ihn nach seinem Selbstmord in der selbst ausgehobenen Grabstelle beerdigen wird. Der junge Soldat lehnt ab und läuft davon. Auf staubigen Wegen des Berghanges entlang fährt Herr Badii im Kreis. Er bittet zuerst einen afghanischen Baustellenwächter, dann einen muslimischen Seminaristen um Hilfe, die sein Ansinnen ebenfalls zurückweisen. Schließlich ist ein Tierpräparator zwar zum erbetenen Dienst bereit. Mit einer Anekdote über den köstlichen Geschmack einer Maulbeere, der ihm selbst einmal das Leben gerettet habe, erinnert er den Lebensmüden jedoch eindringlich an die Genüsse des Lebens.
Kiarostamis Film ist eine Parabel über Leben und Tod, die Geduld und hohe Aufmerksamkeit verlangt. In nüchternen Dialogen und alltäglichen Geräuschen findet der Film einen eigenen, undramatischen Ton, der die Konzentration auf elementare Lebenserfahrungen verstärkt. Im Wechsel zwischen halbnahen Einstellungen, die Herrn Badii aus der Innenperspektive des fahrenden Autos zeigen, und Aufnahmen der vorüberziehenden Landschaft spiegelt sich die innere Verfassung des Protagonisten. Die Bilder erzeugen eine Atmosphäre der Nachdenklichkeit, in der sich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt. Ob Herr Badii ins Leben zurückfindet, bleibt offen. Der Film entläßt die Zuschauer dennoch nicht ohne hoffnungsvolle Zeichen. In einem auf Videomaterial gedrehten Epilog werden Dreharbeiten von einer Szene gezeigt, die zu Beginn des Films schon einmal kurz zu sehen war: Es ist Frühling, die Landschaft erscheint wie verwandelt.
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