Film des Monats: September 1999
Dass der gutmütige Willis wirklich der Mörder von Cookie sein könnte, jener alten Dame, um die sich der treue Schwarze kümmert - das glaubt in Holly Springs, einem Nest irgendwo in Mississippi, niemand. Doch einen Mörder braucht man, hat doch Cookies Nichte, die ehrgeizige und scheinheilige Camilla, alle Hinweise auf den tatsächlichen Selbstmord ihrer Tante beseitigt. Um diesen Plot von Mordverdacht und Erbschleicherei gruppiert sich eine bunte Schar von eigenwilligen Figuren, wie die junge Emma, die vor der Bigotterie ihrer Mutter Cora und ihrer Tante Camilla davonläuft, Manny, der Catfish-Fänger, mit seiner unerwiderten Liebe zu Emma, das Team der Polizeistation, wo der gefangene Willis eine sturmfreie Bude pflegt. Währenddessen studiert die kulturbeflissene Camilla in der Kirche eine Aufführung von Oscar Wildes "Salome" ein.
Dass sich die Dinge am Ende weitgehend in Wohlgefallen auflösen, ahnt man alsbald. Cookie's Fortune erzählt eine Reihe von Geschichten, die wie von leichter Hand ineinander montiert und auf die behäbigen Rhythmen des Südstaaten-Blues komponiert zu sein scheinen. Vor der Kulisse von Holly Springs entsteht so ein Mikrokosmos von Charakteren, die der Regisseur mit augenzwinkender Zuwendung zur Entfaltung kommen lässt. Man mag kritisch einwenden, dass der Film zu stimmig angelegt sei, zu augenfällig auf Political Correctness bedacht und dass ihm somit jener Biss fehle, der frühere Altmann-Filme auszeichnet. Die sanfte Ironie von Cookie's Fortune liegt aber gerade in seiner erzählerischen Perspektive - darin, dass er Wunschvorstellungen des menschlichen Zusammenlebens formuliert, die im offensichtlichen Kontrast zur Wirklichkeit stehen, zumal der in den Südstaaten der USA.
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