Film des Monats: Januar 2019

Capernaum - Stadt der Hoffnung (Capharnaüm)
Regie: Nadine Labaki
Drehbuch: Nadine Labaki, Jihad Hojaily, Michelle Keserwany
Libanon 2018

Zain lebt mit seiner Familie in einem  Slum von Beirut. Eigentlich existiert er gar nicht: Er weiß nicht genau, wann er geboren wurde, hat keine Papiere und geht nicht zur Schule, sondern erledigt kleine Jobs. Seine Eltern sind bitterarm; sie halten sich und die Kinder über Wasser, indem sie Drogen ins Gefängnis schmuggeln. Als sie Zains elfjährige Schwester an einen sehr viel älteren Kleinhändler verheiraten – für ein paar Hühner – reißt der verzweifelte Junge aus. Auf einem Jahrmarkt lernt er die Äthiopierin Rahil kennen. Sie hat keinen legalen Aufenthaltsstatus im Libanon und ist allein mit ihrem Baby. Obwohl sie genug eigene Probleme hat, nimmt sie Zain in ihrer winzigen provisorischen Unterkunft auf. Während Rahil ihrer Arbeit als Putzkraft nachgeht, passt Zain auf den Kleinen auf. Von Rahil erfährt er zum ersten Mal so etwas wie Zuwendung. Und dann verschwindet die junge Frau.

Nadine Labakis mehrfach ausgezeichneter Film „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ wäre als Sozialdrama unzureichend beschrieben. Schon die Rahmenhandlung, in der Zain vor Gericht Klage gegen seine Eltern führt – sie sollen keine Kinder mehr in die Welt setzen dürfen, weil sie sich nicht um die kümmern, die sie haben – gibt „Capernaum“ etwas Exemplarisches und Parabelhaftes. Die Geschichte selbst entfaltet sich als ein Crescendo des Elends, erschütternd und erschreckend in ihrer Ausweglosigkeit. Zain ist einfallsreich und zäh, ein kleiner Überlebenskünstler. Aber er hat keine Chance, wenn die Not so groß ist, dass selbst ein Kinderleben in Naturalien berechnet wird.

Auf den Spuren des jugendlichen Protagonisten kriecht die bewegliche Kamera in alle Winkel der Stadt, durch staubige Straßen, enge Behausungen und überfüllte Gefängnisse, über hektische Märkte und heruntergekommene Rummelplätze. So entsteht das Bild einer überforderten Gesellschaft, das Porträt eines Landes, das im Kreuzfeuer der internationalen Politik buchstäblich aufgerieben wird.

Als Download (PDF):
Webtrailer
Film-Credits
Libanon 2018
Produzent:
Michel Merkt, Khaled Mouzanar
Regie:
Nadine Labaki
Drehbuch:
Nadine Labaki, Jihad Hojaily, Michelle Keserwany
Kamera:
Christopher Aoun
Schnitt:
Konstantin Bock
Musik:
Khaled Mouzanar
Darsteller:
Zain Al Rafeea (Zain), Yordanos Shiferaw (Rahil), Boluwatife Treasure Bankole (Yonas)
Format:
DCP, Farbe, 121 Minuten
Verleih:
Alamode Film
Nymphenburger Str. 36, München Tel.:+49 089 179992-11, Fax: +49 089 179992-13, info@alamodefilm.de, http://www.alamodefilm.de
Preise:
Cannes 2018: Preis der Jury und der Ökumenischen Jury; Nominierung für den Oscar 2019 als bester nicht-englischsprachiger Film
FSK:
ab 12 Jahren freigegeben
Kinostart:
17.01.2019