Film des Monats: April 2002
Guei kommt vom Lande in die Metropole Peking und findet Arbeit bei einem Kurierdienst. Das Unternehmen kleidet ihn ein und stellt ihm ein Fahrrad zur Verfügung, das er sich mit einem Teil seines Lohnes selbst verdienen soll. Kurz bevor Guei die geforderte Summe zusammen hat, wird das silberfarbene Mountainbike, von dem seine berufliche Existenz abhängt, gestohlen. Er verliert seinen Job und irrt verzweifelt umher, um es wiederzufinden. Durch einen Zufall entdeckt sein Freund das Rad wieder, auf dem der Student Jian sitzt, der es auf dem Flohmarkt gekauft hat. Für ihn, den immer wieder zurückgesetzten Adoptivsohn einer Handwerkerfamilie, ist es ein Prestigesymbol, das ihm Anerkennung bei seinen Klassenkameraden und die Freundschaft eines Mädchens einbringt. Ein erbitterter Kampf beginnt, denn beide sehen sich im Recht. Im Laufe dieser Auseinandersetzung entdecken sie, dass sie sich das Fahrrad teilen müssen. Als Jian seine Freundin an den Anführer einer Jugendgang verliert, sinnt er auf Rache. Es kommt zu einer gewalttätigen Konfrontation mit fatalen Folgen. Am Ende liegt das Fahrrad zertrümmert auf der Straße.
Mit dem Verweis auf de Sicas neorealistischen Klassiker Fahrraddiebe stellt sich der Film in die Tradition eines sozialkritischen, gegenwartsbezogenen Kinos. Die sozialen Umbrüche im heutigen China, in denen jeder auf sich selbst gestellt ist, bringen ökonomischen Zwang und sozialen Ehrgeiz, die Suche nach Kompromissen oder die gewaltsame, auch kriminelle Durchsetzung eigener Interessen ins Spiel. Im Stadtbild selbst wird der Gegensatz zwischen ländlichem und städtischem Leben, der Konflikt zwischen moderner, westlich geprägter Urbanität und traditionellen Prägungen erkennbar. Gerade Jugendliche sind den unterschiedlichen Orientierungsangeboten besonders ausgesetzt. Für das Ringen um ihren Platz und ihren Weg in der gegenwärtigen Gesellschaft öffnet Beijing Bicycle den Blick.
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