Film des Monats: August 1997

Afriques: Comment ça va avec la douleur?
Regie: Raymond Depardon
Frankreich 1996

Nach früheren Reisen in verschiedene Länder Afrikas unternimmt der Fotograf und Filmemacher Raymond Depardon einen neuen Versuch, seine Einstellung zu der Vielfalt des Kontinents, seiner Schönheit und seinen Schmerzen, seiner Fremdheit und seiner Scham zu finden. In Form eines filmischen Tagebuchs und Essays gibt der Autor Zeugnis von seinen Erkundungen in den Jahren 1993 bis 1996. Zugleich thematisiert der Film in zahlreichen Annäherungen politisch-moralische wie ästhetische Voraussetzungen der Bilder des Fremden und des filmischen Blicks überhaupt.

Bevor wir Bilder sehen, hören wir die Stimme des Regisseurs: "Ich werde versuchen hinzuschauen und zuzuhören: den alltäglichen Schmerzen Afrikas." Mit dieser empathischen Haltung begrüßt Depardon die verschiedenen Afrikas: z.B. einen schweigenden Nelson Mandela; Aids-Kranke von Kigali; schwere Holzbündel tragende Frauen aus Äthiopien; angolanische Kinder, die Getreidekörner auffangen, welche von der Ladefläche eines Lastwagens rieseln; Alte und Sterbende im Sudan; Laiendarsteller aus einem Spielfilm, den der Regisseur vor einigen Jahren in der südlichen Sahara gedreht hat. Behutsam und respektvoll nähert sich der Film den Menschen, dem Medien-Exhibitionismus von Not und Elend verweigert er sich.

Dies gelingt z.B. durch ein bestimmtes Kamera-Arrangement: So beginnt jede Station der Reise mit einer immer wiederkehrenden Einstellung, einem langsamen Panoramaschwenk von 360 Grad, um Landschaften und Horizonte zu zeigen, Umgebungen der dort lebenden Menschen. Das unsichtbare Zentrum dieser Kamerabewegung ist der Regisseur. Die letzte lange Kreisbewegung der Kamera führt auf jenen Bauernhof in Villefranche-sur-Saone, auf dem Depardon aufgewachsen ist. Er ist zurückgekehrt zu seinen Anfängen wie in seiner Begegnung mit Afrika: offen für und verwundbar durch die Schmerzen, die jenseits von entwicklungspolitischen Analysen, ethnographischer Neugier und exotischer Verklärung zunächst vernommen sein wollen.

Als Download (PDF):
Film-Credits
Frankreich 1996
Produzent:
Palmeraie et Désert, Canal +
Regie:
Raymond Depardon
Kamera:
Raymond Depardon
Schnitt:
Roger Ikhlef
Musik:
Raymond Depardon (Ton)
Format:
35mm, Farbe, 165 Min.
Verleih:
Arsenal - Institut für Film und Videokunst e.V.
Potsdamer Str. 2, Berlin Tel.:+49 030 26955-100, Fax: +49 030 26955-111 , mail@arsenal-berlin.de, http://films.arsenal-berlin.de/index.php
FSK:
-