Film des Monats: Januar 2005
Was verbirgt sich hinter der Zahl 2046? Für den Schriftsteller Chow, der in den Jahren zwischen 1966 und 1969 in einem Hotel Hongkongs wohnt, ist mit dieser Zahl die Nummer eines Zimmers verbunden, die ihn an den Verlust seiner großen Liebe erinnert. Aus dem einst unglücklich Verliebten ist ein Frauenheld geworden, der mit jeder Affäre seine Einsamkeit zu verdecken sucht. In der Wiederholung soll die Liebe erneut geweckt werden, doch das Gefühl von Verlust und Traurigkeit wird dadurch nur verstärkt. Mag auch alles ersetzt oder käuflich erworben werden, die vergangene Liebe lässt sich nicht zurückholen. Auch in Chows futuristischen Roman "2046", den der Film in Bilder übersetzt, verfehlen sich die, die in die Zukunft geflohen sind. Keinem, so der Erzähler, sei es gelungen, von dort zurückzukehren, außer ihm selbst. Und schließlich ist 2046 für Hongkong das Jahr, in dem es seinen Sonderstatus verlieren und in die Volksrepublik China eingegliedert werden wird.
Kunstvolle Bildkompositionen, Kostüme und Dekors, präzise vermessene Räume und eine verdichtete Zeitstruktur erzeugen den melancholischen Grundton des Films. Das Zusammenspiel der Bilder mit einer betörenden Musik setzen das Publikum den intensiven Gefühlen des trauernden Rückblicks nach dem Verlust der Geliebten aus. Neben der stilistischen Perfektion sind es vor allem die Schauspieler, die der Spannung zwischen erotischer Sehnsucht und Unerfüllbarkeit Ausdruck verleihen. Die Liebe ist höchst zerbrechlich, sie hat ihre Zeit, und sie kann verpasst werden. Was bleibt, ist die Melancholie einer Erinnerung, die die Möglichkeit des Glücks nur in der Vergangenheit wiederfindet. Die Modernität des Films beruht auf der Auflösung der Erzählung zugunsten eines Innenraums der Gefühle, Wünsche, Träume und Gedächtnisbilder, die das Entgleiten der Zeit spürbar machen.
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