Film des Monats: Juni 2023
Jurybegründung:
Wenn ich groß bin, werde ich dann wie mein Vater?, will das Kind von der Mutter wissen. Die Aussicht, so zu sein wie er, behagt ihm nicht. Nicht nur deshalb, weil die Reibungen zwischen Vater und Mutter dem achtjährigen Kind unangenehm sind. Sondern weil es kein Mann werden will. Zwar wurde es mit einem Penis geboren. Doch viel lieber wäre es ein Mädchen. Wegen seiner langen braunen Haare halten die Nachbarinnen der Großmutter das Kind für ein Mädchen. Doch dass es selbst nicht weiß, wer es ist, quält das Kind sehr. Mit seinem männlichen Geburtsnamen Aitor hadert das Kind, sein Spitzname Cocó gefällt ihm auch nicht. Erst im Laufe eines längeren Sommeraufenthalts im Heimatdorf der Mutter wird ein weiblicher Name gefunden, mit dem sich das Kind identifiziert: Lucia, die ins Licht Geborene.
Die Evangelische Filmjury empfiehlt den Coming-of-Age Film 20.000 ARTEN VON BIENEN der baskischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren, weil er sich auf nuancierte und feinfühlige Weise mit einem der großen Themen unserer Gegenwart befasst: der Suche nach geschlechtlicher Identität. Der Film bleibt dicht an der Perspektive des Kindes, um zu schildern, was es bedeutet, wenn ein Kind sich in der von der Gesellschaft zugewiesenen Identität nicht heimisch fühlt. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Bienen, von der das Kind bei seiner Großtante, einer Imkerin, erfährt, darf als Metapher für die vielen Facetten geschlechtlicher Identität und den Wunsch nach deren Akzeptanz durch die Gesellschaft verstanden werden. Für ihre Darstellung gewann die achtjährige Sofia Otero bei der Berlinale 2023 einen Silbernen Bären.
Lila Bembel für 20.000 ARTEN VON BIENEN
Beim 16. LICHTER Filmfest Frankfurt International (18.-23. April 2023) hat die Jury erstmals einen Sonderpreis vergeben: Der „Lila Bembel“ war mit 500 Euro dotiert und wurde vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) bereitgestellt. Gesichtet wurden Langfilme der Sektionen „Internationales Filmprogramm“ und „Zukunft deutscher Film“.
Jurybegründung:
Der Film der baskischen Regisseurin und Drehbuchautorin Estibaliz Urresola Solaguren befasst sich auf feinfühlige Weise mit einem der großen Themen unserer Gegenwart: die Suche nach geschlechtlicher Identität. Unaufgeregt und nuanciert erzählt der Coming-of-Age Film von einem etwa achtjährigen Kind, das sich als Mädchen fühlt, obwohl es aufgrund seines Körpers als Junge gilt. In den Ferien reist das Kind mit der Mutter und den Geschwistern in das Heimatdorf der Mutter, die ihrerseits nach Anerkennung als Künstlerin sucht. Aus der Perspektive des Kindes schildert der Film, was es bedeutet, wenn ein Kind sich in der ihm von der Gesellschaft zugewiesenen Geschlechtsidentität nicht heimisch fühlt, und wie die Erwachsenen darauf reagieren. Hilfreich ist die Einsicht der Großtante, einer Imkerin, die sich auf ihre Bienen beruft, von denen sie gelernt hat, dass das Überleben des gesamten Bienenstammes davon abhängt, das alle in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit anerkannt werden.
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