Film des Monats: September 2002

War Photographer
Regie: Christian Frei
Schweiz 2001

Als einen Botschafter gegen Krieg und Gewalt versteht sich der New Yorker Fotograf James Nachtwey, der Schrecken und Schmerz, Elend und Brutalität in den Kriegsgebieten dieser Welt hautnah dokumentiert. Mit seinen Fotos will er aufrütteln, anklagen und die Wahrnehmung schärfen. Trauernde im Kosovo, jugendliche Steinewerfer in Ramallah oder ein mordlüsterner Mob in den Straßen Jakartas: Nachtwey ist mit seiner Kamera auf Augenhöhe, gibt der Verzweiflung und dem Terror ein Gesicht. Mit einer Normal- und zwei Mikrokameras, eine davon am Fotoapparat selbst befestigt, beobachtet der Regisseur Christian Frei die Arbeit des Reporters unmittelbar. Er befragt Freunde, Kollegen und Redakteure, um zu verstehen, was den Fotografen Nachtwey antreibt, sich in gefährliche Situationen zu begeben. Und schließlich kommt dieser selbst zu Wort, zurückhaltend, uneitel und eindrucksvoll.
 
So entsteht das Porträt eines modernen Asketen. Jenseits von Zynismus und Gleichgültigkeit werden die Gefühle spürbar, die in seinen Bildern zum Ausdruck kommen. Nachtwey will nicht das Elend und die Not der anderen ausbeuten und ist doch zugleich Teil einer Medienindustrie, die nach dem Kick des Spektakulären sucht, um Aufmerksamkeit und Auflagen zu steigern. Mit professioneller Sachlichkeit, so diskret wie möglich und scheinbar unbeteiligt bezeugt er Verwundung und Tod, Armut, Hunger und Ausbeutung. Das eigene Entsetzen und die eigene Trauer sollen allein in den Bildern sichtbar werden. Und dies gelingt nur, wo der Respekt gegenüber den grausam beschädigten und verletzten Menschen gewahrt wird. Keine Schnappschüsse, sondern sorgfältig ausgewählte und bearbeitete Fotos sind seine Arbeiten, die von der Kraft eines menschenfreundlichen Blicks zeugen. In den Bildern eines verkrüppelten Mannes und seiner Familie, die zwischen den Gleisen der Eisenbahn lebt, von elementaren Gesten der Zuwendung und zäher Selbstbehauptung, wird der moralische Anspruch Nachtweys am deutlichsten. Es sind Botschaften menschlicher Würde inmitten höllischer Lebensverhältnisse.

 

Als Download (PDF):
Film-Credits
Schweiz 2001
Produzent:
Christian Frei
Regie:
Christian Frei
Kamera:
Peter Indergand (Digital Betacam), James Nachtwey (Microcam)
Schnitt:
Christian Frei
Musik:
Elena Karaindrou, Arvo Pärt, D. Darling
Format:
35 mm, Farbe, 96 Min.
Verleih:
Kool Filmdistribution
Belfortstr. 37, Freiburg i. Br. Tel.:+49 0761 2 67 63, Fax: +49 0761 40 75 92, infokool@aol.com, http://www.koolfilm.de
FSK:
Ohne Angabe
Kinostart:
11.7.2002