Film des Monats: Juli 2011

Nader und Simin - eine Trennung
Regie: Asghar Farhadi
Drehbuch: Asghar Farhadi
Iran 2011

Simin sieht keine Zukunft im Iran. Monate hat sie gebraucht, um die Ausreisepapiere zu organisieren, für sich, die elfjährige Tochter Termeh und ihren Mann Nader. Aber Nader kann das Land nicht verlassen – er ist für seinen an Alzheimer erkrankten Vater verantwortlich. Die Scheidung, die Simin verlangt, will der Richter nicht aussprechen. Die Eheleute, Vertreter der Teheraner Mittelschicht, stehen vor einem schier unlösbaren Dilemma. Als Simin sich erschöpft zu ihren Eltern zurückzieht, muss Nader allein für Termeh und den Vater sorgen. Die Frau, die er als Hilfe engagiert, kommt aus einer strenggläubigen Familie; sie hat den Job ohne Wissen ihres arbeitslosen, verschuldeten Mannes angenommen. Razieh ist schwanger und schon bald mit der Arbeit und der Sorge für den alten Mann überfordert. Nachdem sie eine Fehlgeburt erlitten hat, beschuldigt sie Nader, sie misshandelt zu haben. Es kommt zu einem Prozess, in dessen Verlauf sehr viel mehr verhandelt wird als ein konkreter Fall.

Tatsächlich gibt der iranische Regisseur Asghar Farhadi in seinem Film Einblick in das „System Iran“. Mit überzeugender Genauigkeit im Detail, hart am Rande der Zensur, enthüllt er die Zwänge, die auf Geschlechter, Generationen und unterschiedliche Milieus wirken: rigide Moralvorstellungen, eine paternalistische Justiz, politische Überwachung – und zugleich einen ökonomischen Überlebenskampf, der ständige Improvisationen verlangt. Die Geschichte entfaltet sich als Kaskade plötzlicher Handlungswendungen, fataler Entscheidungen und unglücklicher Zufälle von dramatischer Spannung. Dabei betrachtet Farhadi seine Figuren mit großer Empathie, auch in ihren Fehlleistungen, mit ihren verzweifelten Winkelzügen, in ihrer Halsstarrigkeit und ihrem Zorn: nicht der Einzelne steht hier vor Gericht. „Nader und Simin“ liefert eine Analyse der Verhältnisse und lässt uns den Druck eines Alltags empfinden, in dem jeder Schritt in Schuld und Verhängnis zu führen droht.

Als Download (PDF):
Film-Credits
Iran 2011
Produzent:
Asghar Farhadi in Zusammenarbeit mit DreamLab Films
Regie:
Asghar Farhadi
Drehbuch:
Asghar Farhadi
Kamera:
Mahmood Kalari
Schnitt:
Hayedeh Safiyari
Darsteller:
Leila Hatami (Simin), Peyman Moadi (Nader), Shahab Hosseini (Hodjat), Sareh Bayat (Razieh) u.a.
Format:
35mm, Farbe 123 Min.
Verleih:
Alamode Film
Nymphenburger Str. 36, München Tel.:+49 089 179992-11, Fax: +49 089 179992-13, info@alamodefilm.de, http://www.alamodefilm.de
Preise:
Goldener Bär und Preis der Ökumenischen Jury, Berlin 2011
FSK:
-
Kinostart:
14. Juli 2011