Film des Monats: März 2005

Die syrische Braut (The Syrian Bride)
Regie: Eran Riklis
Drehbuch: Eran Riklis, Suha Araf
Deutschland/Frankreich/Israel 2004

Die junge Mona aus einem drusischen Dorf auf den Golanhöhen wird heiraten. Den Bräutigam aus Damaskus kennt sie nur aus Fernsehshows. Die Hochzeit bedeutet für sie, ihre Familie für immer zu verlassen. Denn wer die syrisch-israelische Grenze überschritten hat, kann nicht mehr zurückkommen. Rund um die Hochzeitsvorbereitungen spitzen sich die Konflikte innerhalb der Familie Monas zu: zwischen ihrem prosyrisch eingestellten Vater und seinem zurückkehrenden Sohn, der eine russische Ärztin geheiratet hat; zwischen ihrer Schwester Amal und ihrem Mann, der ihr das Studium in Israel verweigert, und zwischen israelischen und syrischen Grenzsoldaten, die Monas Papiere nicht akzeptieren wollen. Auch die Vermittlungsbemühungen einer UN-Mitarbeiterin scheitern. Die eigenständige religiöse Gemeinschaft der Drusen wird zwischen der pragmatischen Zusammenarbeit mit Israel und der Verbindung zu Syrien, wo ein Teil ihrer Familien lebt, hin und her gerissen. Patriarchalische Traditionen treffen auf sich emanzipierende Frauen, die Geschlossenheit der religiösen Gemeinschaft wird durch Heirat mit Fremden bedroht. Die traurige und zweifelnde Mona muss sich schließlich ohne offizielle Erlaubnis auf den Weg über die Grenze machen, damit sie nicht sitzen gelassen wird.

Mit seinem differenzierten Porträt einer drusischen Familie will der Film ein erstarrtes Freund-Feind-Denken aufbrechen und vorschnellen Zuschreibungen begegnen. Besonders die Frauen entdecken für sich immer wieder kleine Freiräume, die Bewegung in scheinbar ausweglose Situationen bringen. Emotional überzeugend, plädiert der Film für das Recht auf Selbstbestimmung, das an der Frontlinie zwischen Israel und Syrien in hohem Maße eingeschränkt ist. Die Absurdität einer Hochzeit, die Familien nicht verbindet, sondern auseinander reißt, wird zur Anklage gegen eine Politik, die in verfestigten Sicherheitsvorstellungen verharrt.

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Film-Credits
Deutschland/Frankreich/Israel 2004
Produzent:
Eran Riklis Productions mit WDR, Arte, Neue Impuls Film, Köln/Hamburg, MACT Productions, Paris
Regie:
Eran Riklis
Drehbuch:
Eran Riklis, Suha Araf
Kamera:
Michael Wiesweg
Schnitt:
Tova Asher
Musik:
Cyril Morin
Darsteller:
Hiam Abbas (Amal), Makram J. Khoury (Hamned), Clara Khoury (Mona), Eyad Sheety (Hattem), Evelyn Aplun (Evelyna) u.a.
Format:
35mm, 97 Min., Farbe, OmU oder dt. Fassung
Verleih:
timebandits Films GmbH
Stubenrauchstr. 2, Potsdam Tel.:+49 0331 70445 -0, Fax: +49 0331 70445 -29, office@timebandits-films.de, http://www.timebandits-films.de/
Preise:
Publikumspreis Locarno 2004; Grand Prix of the Americas, FIPRESCI-Preis und Ökumenischer Filmpreis, Montréal 2004
FSK:
ohne Altersbeschränkung
Kinostart:
17.3.2005