Film des Monats: Februar 2006

Caché
Regie: Michael Haneke
Drehbuch: Michael Haneke
Frankreich/Österreich/Italien/Deutschland 2004

Die anonymen Videobänder, die Fernsehmoderator Georges Laurent erhält, lösen Unsicherheit und ein diffuses Gefühl der Bedrohung aus. Ein Unbekannter scheint die Familie zu überwachen. Langsam wächst die Gereiztheit zwischen Georges, seiner Frau Anne und ihrem dreizehnjährigem Sohn. Nach einem Besuch bei seiner Mutter träumt Georges eine Szene aus seiner Kindheit. Ein Junge köpft ein Huhn, mit der Axt nähert er sich dem ängstlichen Georges. Es ist Majid, der Sohn algerischer Einwanderer, die auf dem elterlichen Gut arbeiteten und bei einer Demonstration in Paris ums Leben kamen. Die Eltern hatten ihn aufgenommen, aber der eifersüchtige Georges setzte durch, dass er den Hof verlassen musste. Hinter den Videobändern vermutet er nun Majid, den er aufsucht und zur Rede stellt. Dieser weist die Anschuldigungen von sich. Ihre Konfrontation führt zu einer Katastrophe. Schuldgefühle, Aggressivität, Misstrauen und Angst beherrschen inzwischen Georges' Familie - eine Beunruhigung, die bleibt.
 

 

Das Gefühl der Überwachung aktualisiert verdrängte Erinnerungen und führt zu einer tiefen Verstörung des geordneten bürgerlichen Lebens. Die Videos erschüttern die Sicherheiten der Wahrnehmung und des Verhaltens. Uneingestandene Schuld verkehrt sich zu einer Rachephantasie, die das Leben eines Migranten zum zweiten Mal zerstört. Hanekes Psychothriller kann einerseits als gelungene Kritik an einem Sicherheitsdenken verstanden werden, das die öffentlichen und individuellen Ängste abwehren will, die es selbst erzeugt. Er ist zugleich eine komplexe Reflektion über die Beziehung zwischen (Kamera-)Beobachtung, Selbstwahrnehmung und Gewissen, in die der Zuschauer selbst hineingezogen wird. Haneke berührt damit ein Unbehagen an der Kultur der Moderne, deren latenter Gewaltsamkeit immer wieder Menschen zum Opfer fallen.

 

 

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Film-Credits
Frankreich/Österreich/Italien/Deutschland 2004
Produzent:
Margaret Ménégoz, Veit Heiduschka (Les Films du Losange, Wega Film, Bavaria Film, BIM Distribuzione
Regie:
Michael Haneke
Drehbuch:
Michael Haneke
Kamera:
Christian Berger
Schnitt:
Nadine Muse, Michael Huducek
Darsteller:
Juliette Binoche (Anne Laurent), Daniel Auteuil (George Laurent), Anni Girardot (Georges Mutter), Maurice Bénichou (Majid)
Format:
35mm, Farbe, 1:1,85 117
Verleih:
Prokino Filmverleih GmbH
Widenmayerstraße 38, München Tel.: 089 210 114-0, Fax: 089 210 114-11, info@prokino.de, http://www.prokino.de
Preise:
Europäischer Filmpreis 2005: u.a. Bester Europäischer Film, Beste Regie; Filmfestspiele Cannes 2005: Preis für die Beste Regie, Preis der internationalen Filmkritik - Prix FIRPRESCI, Preis der Ökumenischen Jury
FSK:
ab 12