Film des Monats: Oktober 2005

Am seidenen Faden
Regie: Katarina Peters
Drehbuch: Katarina Peters
Deutschland 2004

Die Regisseurin Katarina Peters und der Cellist Boris Baberkoff kommen kurz nach ihrer Hochzeit mit vielen Ideen und Plänen Ende 1998 nach New York. Doch dann erleidet Boris einen Schlaganfall. In ihrer Verzweiflung greift die Regisseurin zur DV-Kamera und filmt ihren kranken, zunächst völlig gelähmten Mann, der bei vollem Bewusstsein zu keiner Äußerung fähig ist. Nachdem beide nach Deutschland zurückkehren können, beginnt für Boris ein mühevoller Prozess der Rehabilitation. Nahezu alles muss er wieder lernen. Die täglichen psychischen Belastungen drohen im Laufe der Zeit auch die Beziehung des Paares zu zerstören. Die Heilung verläuft langsam, jeder Fortschritt verlangt Geduld, Disziplin und ein hohes Maß an Verständnis füreinander. Mit Hilfe seines Vaters findet Boris auch wieder zur Musik zurück.

Für die Regisseurin entsteht aus der dokumentarischen Auseinandersetzung mit der Behinderung und der Rehabilitation ihres Mannes die Idee zum Film. Mit inszenierten Sequenzen versucht sie, ihren Traumvisionen, ihren Ängsten und ihrer Erschöpfung eine visuelle Gestalt zu geben. Wie sehr der Kranke auf Hilfe angewiesen ist und welche Kränkung der Schlaganfall für seine Unabhängigkeit und Selbstbestimmung bedeutet, zeigt die Kamera in schonungsloser Offenheit. Existenzängste, Außenseitererfahrungen und wachsender Beziehungsstress werden dokumentiert oder in Spielszenen nachinszeniert. Der tiefe Einschnitt in das gemeinsame Leben stellt die Fragen nach Liebe und Verantwortung neu. Konsequent aus subjektiver Perspektive gedreht, erzählt der Film auch von der heilsamen Funktion, die er über die Jahre hinweg für beide bekommen hat. Der erste Schock und das Festhalten an der Kamera, die quälenden Bilder des Stillstands und die kleinen Erfolge, die Rückzüge und das Wiederentdecken: „Am seidenen Faden“ hält uns mit seiner Langzeitbegleitung der Folgen eines Schlaganfalls vor Augen, was wir am liebsten verdrängen wollen, was uns jedoch im Nu ereilen kann.

Als Download (PDF):
Film-Credits
Deutschland 2004
Produzent:
Katarina Peters Filmproduktion in Koproduktion mit dem ZDF/ Das kleine Fernsehspiel
Regie:
Katarina Peters
Drehbuch:
Katarina Peters
Kamera:
Katarina Peters, Christopher Rowe
Musik:
Boris Baberkoff
Format:
Dokumentarfilm, 35 mm, Farbe, 108 Min
Verleih:
Salzgeber & Co. Medien GmbH
Mehringdamm 33, Berlin Tel.:+49 030 285 290 90, Fax: +49 030 285 290 99, info@salzgeber.de, http://www.salzgeber.de
Preise:
Silberne Taube, Preis der Ökumenischen Jury, FIPRESCI-Preis und Preis der Jugendjury der Filmschule Leipzig beim 47. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2004
FSK:
ab 6
Kinostart:
09. Dezember 2004